Eva Manshausen zeigt, warum nicht alles Gold ist, was auf Social Media glänzt – und was Reisende daraus lernen können.
Instagram hat das Reisen verändert – vor allem die Erwartungen. Die Reisebloggerin Eva Manshausen beleuchtet in diesem Beitrag die Schattenseiten fotogener Traumziele: überfüllte Orte, enttäuschende Realitäten und die Illusion perfekt inszenierter Erlebnisse. Ihre Perspektive eröffnet einen ehrlicheren Blick auf das Reisen – und macht Mut, abseits gängiger Routen authentische Erfahrungen zu sammeln.
Glasklares Wasser, menschenleere Strände, spektakuläre Sonnenaufgänge – soziale Netzwerke präsentieren ein idealisiertes Bild vom Reisen. Eva Manshausen kennt diese Bilder – und die Diskrepanz zur Wirklichkeit. Auf ihren Touren begegnet sie immer wieder Orten, die dem Instagram-Hype kaum standhalten. Überfüllung, Müll, Einschränkungen durch Klimawandel oder Massentourismus werden auf Social Media selten gezeigt. In diesem Beitrag entzaubert sie einige dieser Reisemythen – und plädiert für einen achtsameren Umgang mit Erwartungen und Erlebnissen.
Zwischen Illusion und Realität
Wenn das Bild mehr verspricht als der Ort
Social Media kann Sehnsucht wecken – aber auch verzerren. Viele Orte, die in den Feeds der großen Reiseaccounts erscheinen, wirken auf den ersten Blick wie magische Traumlandschaften. Die Realität ist oft weniger idyllisch: Lärm, Touristenmassen, Müll, abgesperrte Bereiche oder schlicht Wetter, das nicht mitspielt. Die Reisebloggerin hat selbst erlebt, wie stark diese Diskrepanz sein kann. Ein berühmter Tempel in Südostasien, umgeben von meditierenden Mönchen im Abendlicht? In Wirklichkeit eine dicht gedrängte Fläche mit wartenden Reisegruppen und permanentem Selfie-Gewimmel.
Nicht die Orte sind schuld – sondern die Bilder, die Erwartungen erzeugen. Eva Manshausen rät dazu, sich bewusst zu machen, dass Fotos kuratierte Ausschnitte sind. Die Realität beginnt oft hinter dem Bildrand – dort, wo Geschichten, Geräusche, Menschen und Spontaneität stattfinden.
Die Schattenseite der Sichtbarkeit
Instagram als Beschleuniger des Massentourismus
Ein Ort, der viral geht, verändert sich schnell – nicht immer zum Guten. Sobald ein Reiseziel zum Social-Media-Hotspot wird, folgt häufig eine Dynamik, die es langfristig schädigt: Infrastruktur wird überlastet, Preise steigen, die lokale Bevölkerung zieht sich zurück. Orte wie Venedig, Santorini oder Ubud sind Paradebeispiele für diesen Prozess. Eva Manshausen beobachtet, wie das Streben nach Sichtbarkeit nicht nur die Atmosphäre zerstört, sondern auch ein verzerrtes Bild davon hinterlässt, wie Reisen eigentlich sein sollte. Was früher ein individueller Entdeckungsmoment war, wird heute zur Fotokulisse. Ein besonders drastisches Beispiel erlebte sie an einem bekannten Wasserfall auf Bali: Während auf Bildern nur die Natur zu sehen war, bestand die Realität aus Wartezonen, Fotograf:innen mit Preislisten und Besucher:innen, die in Minuten-Takt durchgeschleust wurden. Kaum jemand verweilte – denn es ging nicht ums Erleben, sondern ums Festhalten.
Ästhetik statt Authentizität?
Instagram bringt Schönes in die Welt – aber oft auf Kosten des Authentischen. Die Reisebloggerin hinterfragt nicht das Medium, sondern den Umgang damit. Sie warnt davor, Reiselust an Likes zu knüpfen und Ziele nach deren Fototauglichkeit auszuwählen. Wer nur dem Visuellen folgt, verpasst oft das Eigentliche: Begegnungen, Alltagsszenen, stille Momente. Sie plädiert für mehr Ehrlichkeit in der Darstellung – auch bei sich selbst. Nicht jeder Tag sei perfekt, nicht jeder Ort magisch. Hitze, Erschöpfung, Überforderung gehören dazu. Gerade in der Konfrontation mit Unperfektion liegt für sie die Chance, Reisen neu zu denken: nicht als Performance, sondern als Erfahrung – inklusive Fehler, Umwege und Enttäuschungen.
Besonders gefährlich sei der Vergleich: Wer permanent Bilder von anderen betrachtet, verliere das Gefühl für das eigene Erleben. Die Reisebegeisterte erlebt immer wieder, dass Reisende einen Ort „abhaken“, sobald das Bild gemacht ist. Stattdessen empfiehlt sie, mit allen Sinnen präsent zu sein – auch wenn das bedeutet, mal das Smartphone in der Tasche zu lassen. So werde nicht nur das Erlebte intensiver, sondern auch das Erinnerte ehrlicher – jenseits von Filtern und Effekten.
Eva Manshausen: Die Rückkehr zur Reisefreude jenseits des Bildes
Die Lösung liegt für Eva Manshausen nicht im Verzicht auf Instagram, sondern im bewussten Umgang mit der Plattform. Wer seine Erlebnisse teilt, sollte reflektieren: Warum poste ich das gerade? Wem will ich etwas zeigen – und warum? Die Reisebloggerin hat ihre Art zu fotografieren verändert. Statt Hochglanz-Bildern nutzt sie vermehrt Storyformate, teilt Texte statt perfekter Posen und veröffentlicht auch weniger spektakuläre Aufnahmen, die aber eine Geschichte tragen. Ihr wichtigster Filter: Authentizität statt Wirkung.
Rückblickend siehtEva ManshausendieErfahrungen mit dem ständigen Optimierungsdruck auf Social Media als Anlass, sich von Erwartungen zu lösen – und stattdessen wieder offen zu sein für Überraschung, für Stille und für Orte, die nicht auf der Bucket List stehen.
Was Reisende daraus lernen können
Tipps für achtsameres Reisen im Social-Media-Zeitalter
Wer nicht Teil des Problems, sondern der Veränderung sein will, kann selbst einiges tun – ohne auf Instagram verzichten zu müssen. Manshausen nennt zehn Strategien, die helfen, bewusstere Entscheidungen zu treffen:
- Orte nicht nur nach Fotopotenzial auswählen, sondern nach Interessen und persönlicher Neugier.
- Früh oder spät am Tag reisen, um überfüllte Spots zu vermeiden und Orte anders zu erleben.
- Lokale Empfehlungen suchen, statt sich nur auf Influencer-Videos zu verlassen.
- Nicht alles teilen – manche Erlebnisse wirken stärker, wenn sie privat bleiben.
- Orte mit Respekt behandeln: nichts beschädigen, nichts hinterlassen.
- Nicht drängeln oder absperren, nur für das perfekte Bild – Rücksicht geht vor Ästhetik.
- Auch „unspektakuläre“ Motive fotografieren, die den Alltag vor Ort zeigen.
- Sich selbst nicht inszenieren müssen – der Ort darf im Mittelpunkt stehen.
- Langsamer reisen, mehr Zeit an einem Ort verbringen.
- Sich bewusst machen, dass jedes Foto eine Geschichte auslässt – und das auch okay ist.
Schönheit im Ungeplanten
Nicht der berühmteste Spot, nicht das perfekteste Bild – sondern der Moment, der berührt. Die Reisebloggerin erinnert daran, dass das Wertvollste oft unscheinbar beginnt: ein Straßenstand mit selbstgemachtem Gebäck, eine spontane Einladung zu einem Fest, ein Gespräch in gebrochenem Englisch. Diese Momente machen Reisen lebendig – nicht der Algorithmus. Es geht nicht darum, Social Media zu meiden, sondern es bewusst zu nutzen – als Fenster zur Welt, nicht als Bühne für Selbstdarstellung. Wer sich vom Druck befreit, ständig präsentierbare Inhalte zu liefern, entdeckt wieder Raum für echte Neugier. Für Stille. Für das Beobachten ohne Absicht. Für Erinnerungen, die nicht nur visuell sind, sondern emotional.
Gerade in der Rückkehr zur Intuition liegt die Kraft des Reisens: offen zu sein, nicht zu wissen, was kommt – und genau darin die Schönheit zu entdecken. Für Eva Manshausen beginnt genau hier die Freiheit, die das Reisen eigentlich ausmacht.